Donnerstag, 27. Juni 2013

Über Lahti nach Helsinki / Finnische Spezialitäten

Unsere erster Stopp galt Lahti (sprich: Lach-ti), der Stadt, die vor allem durch die regelmäßig hier stattfindenden Wintersport-Weltmeisterschaften zu einiger Bekanntheit gelangt ist. Ein weiteres, noch recht junges Highlight ist die Sibelius-Halle, einer der anerkannt besten Konzertsäle der Welt, der von den finnischen Architekten Hannu Tikka und Kimmo Lintula in Kooperation mit dem amerikanischen Akustikexperten Russel Johnson auf dem Gelände einer ehemaligem Holzfabrik konzipiert wurde und mit Titeln wie „Stradivari unter den Konzertsälen“ oder „klingende Holzfabrik“ bedacht wurde. Unser Besuch in Lahti galt aber einer ganz anderen, international bisher nur wenigen Insidern bekannten Einrichtung - der einzigen Single Malt Whisky Distillery Finnlands! Die Teerenpeli Distillery ist im Keller eines Lokals untergebracht, wo seit 2002 im klassischen Pot Still Verfahren unter Verwendung einheimischen Gerstenmalzes (auch der verwendete Torf stammt aus Finnland) in kleinen Mengen produziert wird. In dem ebenfalls kleinen Besucherzentrum im gemütlichen Gewölbe konnten wir (unbehelligt von Personal, Führungen gibt es nur für Gruppen nach Anmeldung) einen Einblick in die im Wortsinn „gläserne“ Produktion gewinnen und – ebenfalls im Wortsinn – hineinschnuppern in die malzig-süßen Gerüche ... Anschließend genehmigten wir uns im darüber liegenden Lokal eine kleine Kostprobe: Wir probierten die bisher älteste, klassisch in Bourbon- und Sherryfässern gereifte Abfüllung Teerenpeli 8 years old sowie das neueste Produkt der Destillerie, den Teerenpeli Kaski, aus etwas jüngeren Destillaten (6-7 Jahre) und ausschließlich im Sherryfass gereift. Unabhängig vom zugegebenermaßen, nicht zuletzt sicher den hohen Alkohol- und Verbrauchssteuern geschuldeten, eigentlich zu hohen Preis überzeugte uns insbesondere der Kaski vollständig: Ein toller Whisky!
Die Anfahrt zum Scandic Grand Marina Hotel in Helsinki geriet dank Navi problemlos und wir fanden sogar einen freien Parkplatz direkt vor dem Hotel. Kurze Zeit später machten wir uns auf den kurzen (Fuß-)Weg zur Touristinfo. Bei einem der Fischstände des direkt am Südhafen gelegenen Marktplatzes gab es einen kleinen Imbiss, bestehend aus gebratenem Lachs und gebratenen kleinen Maränen – frisch aus der Pfanne ein Hochgenuss! Die Herausforderung bestand allerdings darin, den Inhalt der kleinen Pappschälchen gegen den lebhaften Wind und die zahlreichen, äußerst aufdringlich agierenden Möwen zu verteidigen. Der vorgesehene Besuch der benachbarten ältesten Markthalle Helsinkis entfiel, da diese wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen war. Nach einem kurzen Spaziergang zum Senatsplatz und der Besichtigung des dort imposant thronenden Doms unternahmen wir eine „Stadtrundfahrt“ mit der Straßenbahnlinie 3T/3B, deren Streckenführung in Form einer 8 verschiedene Sehenswürdigkeiten der Stadt tangiert, die man dank eines kleinen „Flugblatts“ für Touristen auch ganz gut zuordnen kann, wenn man denn schnell genug liest, was nicht ganz einfach ist, wenn man gleichzeitig nach draußen sehen will ... Für eine erste Orientierung war die reichlich 1-stündige Fahrt jedoch sehr gut geeignet und mit einem Preis für das Einzelticket von 2,80 € auch noch sehr preiswert. Anschließend gab es an einer Eisbude im Esplanade Park Kaffee und ein Lakritzeis für Cornelia. Wir bummelten danach ein wenig durch die Innenstadt, vorbei u.a. am Schwedischen Theater, der Statue „Three Smiths“ (Wieso eigentlich drei Schmidts? Ach so, drei Schmiede ...), dem Kaufhaus Stockmann und dem Hauptbahnhof. Schließlich fanden wir uns am Senatsplatz wieder, wo wir im Restaurant Savotta, das traditionelle finnische Küche versprach, zum Abendessen einkehrten. Bei immer noch recht lauen Temperaturen nahmen wir im Innenhof Platz – natürlich nach dem obligatorischen "wait to be seated". Unsere Wahl war recht schnell getroffen: Karhunkaatajan karhupihvi und Karhapään karjalanpaistia, was sich auf den deutschsprachigen Seiten der Speisekarte wie folgt las:

Erlegter Bär
Bärenfleischsteak auf Roggenbrot, Wurzelgemüse mit Honig,
Kürbis-Preiselbeer-Relish und Waldpilzeintopf

Karhapääs karelischer Fleischtopf
Hammel-, Kalb- und Schweinefleisch nach traditioneller karelischer Art,
serviert mit Kartoffelpüree und Kürbis-Preiselbeer-Relish

Immerhin war der Bär nicht an Altersschwäche oder Auszehrung gestorben und darauf, dass das Bärensteak „nur“ ein Hacksteak aus 60% Bär und 40% Rind sein würde, hatte uns die nette Bedienung bereits bei der Bestellung hingewiesen. Uns schmeckte es jedenfalls vorzüglich, und Bär werden wir bestimmt noch einmal probieren, wenn er „im Stück“ zu haben ist; die Hackfleischvariante war aber schon sehr vielversprechend. Dazu gab es ein ziemlich gutes Karjala IV und dass das georderte Leitungswasser (ohne Berechnung, wie immer in Skandinavien) in einer Branntweinflasche serviert wurde, war ein netter Gag. Nach einem kurzem Verdauungsspaziergang waren wir auch schon wieder im Hotel und ein weiterer dicht gepackter Tag zu Ende.