Montag, 24. Juni 2013

Finnisches Lappland

Weiter ging es auf der E75 in Richtung Süden. Kurz vor Saariselkä machten wir einen Abstecher auf den Kaunispää, einen Berg, auf dem sich neben einem Gasthaus auch ein hölzerner Aussichtspunkt mit 360° Rundumblick befindet – und zwar genau an dem Standort eines der 7 geodätischen Haupt-Triangulationspunkte Finnlands, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Vermessung der Welt entstanden und im GPS-Zeitalter nun ein wenig an Bedeutung verloren haben. Anschließend unternahmen wir einen kleinen Spaziergang durch den Wintersportort Saariselkä, der zu dieser Jahreszeit einen sehr beschaulichen Eindruck machte, was den durch den Ort ziehenden Rentieren offensichtlich gefiel. Wenig später besuchten wir in Tankavaara das Kultamuseo, das weltweit einzige internationale (!) Goldmuseum. Tatsächlich widmete sich ein großer Teil der umfangreichen Ausstellung der Goldsuche und der Goldförderung in den verschiedensten Regionen der Welt, darunter auch in Saksa (was das finnische Wort für Deutschland ist und ziemlich eindeutig nach Sachsen klingt). Uns interessierte jedoch besonders die Geschichte des finnischen Goldes, die in den 1860er Jahren begann und auch heute noch nicht beendet ist - ganz in der Nähe gibt es eine aktive kommerzielle Goldmine. Dass der Goldrausch in Finnland etwas gesitteter ablief, als beispielsweise im „Wilden Westen“ der USA und Kanadas, haben die Finnen dem damals in Helsinki (trotz russischer Regentschaft durch Zar Alexander II. recht eigenständig) regierenden Senat Finnlands zu verdanken, der angesichts der Erfahrungen in Amerikas Norden ein strenges Reglement für die Goldsuche und den Goldabbau erließ und auch durchsetzte. So durfte das gefundene Gold beispielsweise nicht frei gehandelt werden, sondern musste bei der Minenbehörde abgeliefert werden, die dann die Hälfte des Goldwertes sofort in bar auszahlte bzw. gutschrieb, die andere Hälfte dann nach dem Verkauf des Goldes. Auf der Weiterfahrt machten wir 25 min vor Sodankylä noch einmal Halt am See Lintuluontopolku, um auf einem 400 m langen Bohlenweg durch eine schöne Torf- und Moorlandschaft zu einem Aussichtsturm zu laufen. In Sodankylä besichtigten wir die alte Kirche aus dem Jahr 1689, eine der am besten erhaltenen Holzkirchen Finnlands. Die Bronzeskulptur „Das Rentier und der Lappländer“ (Ensio Seppänen 1970) ist ein Hinweis darauf, dass die Rentierzucht auch heute noch für viele hier lebende Familien Haupt- oder zumindest wichtiger Nebenerwerb ist. Im weiteren Verlauf der E75 zwangen uns dann hin und wieder mitten auf der Straße laufende Rentiere zu Bremsmanövern. Wenige Kilometer vor Rovaniemi legten wir einen Stopp beim Weihnachtsmann-Dorf ein, dem offiziellen Sitz des Joulupukki, des Weihnachtsmanns, das letztendlich eine stattliche Ansammlung von (bereits geschlossenen) Souveniershops und Fastfoodrestaurants darstellt. Als ob dies nicht schon ausreichen würde, haben die Finnen hier inzwischen eine weitere „Attraktion“ für die Touristen aus New York, London und Tokio errichtet: Santa Claus Park, ein mit über 100 Tonnen Dynamit in den Fels gesprengtes unterirdisches „Weihnachts-Disneyland“. Nicht zuletzt verläuft hier auch der Polarkreis, den wir nun in südlicher Richtung überquerten und damit heute das arktische Gebiet verließen, was natürlich auch hieß, der Mitternachtssonne ade zu sagen ... In der Hauptstadt der Provinz Lappland, Rovaniemi, angekommen, machten wir noch einen Abstecher auf den „Hausberg“ Ounasvaara, wo wir von der Dachterasse des Sky Hotels einen schönen Blick auf die Stadt und ihre Umgebung hatten.