Samstag, 22. Juni 2013

Eismeerküste auf der Varanger-Halbinsel

Frühstück gab es heute in unserer gemütlichen Hütte. Unser erster Halt galt Tana Sølv, der Silberschmiede im nahen Tana bru, das seinen Ortsnamen der Brücke über den Tana-Fluss verdankt. Dann fuhren wir auf der Varanger Küstenstraße - als Nationale Touristenstraße ausgewiesen – entlang der Südküste der Varanger-Halbinsel, die den nordöstlichsten Zipfel Norwegens darstellt. Am schön gestalteten Rastplatz Gornitak machten wir kurz Pause. Die Holzkirche in Nesseby von 1858 blieb als eines der wenigen Gotteshäuser in der Finnmark nach dem Rückzug der Deutschen erhalten. In Mortensnes besichtigten wir auf einem schönen Spaziergang u.a. Siedlungsplätze aus der Frühsteinzeit und einen von 13 Steinringen umgebenen Samischen Opferstein, der – auch als Transtein bezeichnet – mit Fischöl bestrichen wurde und so seine schwarze Farbe erhielt; so sollte reicher Fang sichergestellt werden. Im Café der dazugehörigen kleinen Ausstellung gab es zum Kaffee eine leckere Waffel mit Rømme und Erdbeermarmelade. In Vadsø besichtigten wir den Luftschiffmast, an dem die Luftschiffe Norge (Amundsen, Ellsworth, Nobile 1926) und Italia (Nobile 1928) jeweils einen Zwischenstopp einlegten, bevor sie von Ny-Ålesund aus zum Nordpol starteten. Das Städtchen Vardø etwa 70 km weiter liegt auf einer Insel; erst 1983 wurde der knapp 3 km lange und bis zu 88 m unter dem Meeresspiegel verlaufende Straßentunnel zur Verbindung mit dem Festland fertiggestellt. Hier befindet sich der östlichste Punkt Norwegens und Westeuropas (wow!), mit 31°10' O östlicher als Sankt Petersburg oder Istanbul! Außerdem ist Vardø die einzige Stadt des westlichen Europas, die in der arktischen Klimazone liegt. Wir  besuchten hier Steilneset, ein Monument, dass sehr eindrucksvoll an die Verbrennung von 73 Hexen im Mittelalter erinnert. So ist für jedes einzelne Opfer eine kleine Tafel installiert, die den Namen und das Alter, die der Frau vorgeworfenen Vergehen und das ergangene Urteil sowie das Datum der Vollstreckung auflisten. Weitere 38 km später, am Ende der nun sehr schmalen und kurvenreichen Straße durch wild gezackte Felsenlandschaften erreichten wir - es war schon 21 Uhr - Hamningberg, ein ehemaliges Fischerdorf. Auch hier - es erschien fast wie das Ende der Welt - trafen wir neben hübschen Häusern und einigen Rentieren wieder auf Überreste des Atlantikwalls. Hier und auf der Rückfahrt sahen wir nur einige, wenige Feuer zum Sankt-Hans-Abend, dem heutigen Mittsommerfest in Norwegen, die auch schon bald wieder verloschen waren. Erst weit nach Mitternacht zurück, zog es uns schnell in unsere Betten.